• Friedrich-Gymnasium
  • Neuigkeiten
  • Schulprogramm
    • Leitbild der Schule
    • Gliederung Schulprogramm
    • Demokratische Schule
  • Schulorganisation
    • Termine und Pläne
    • Hausordnung
    • Leistungsbewertung
    • Fernbleiben vom Unterricht / Sportbefreiung
    • Stundentafel LuBK
    • Stundentafel 7-10
    • Kurswahlen Si und SII
  • Schulgeschichte
    • Die Friedrichsschule im Kaiserreich
    • Die Friedrichsschule im Ersten Weltkrieg
    • Die Friedrichsschule in der Weimarer Republik
    • Die Friedrichsschule im Nationalsozialismus
  • Aufnahmeverfahren
    • Fragen zur gymnasialen Eignung
    • Aufnahme Ü5
      • Eignung LuBK
      • Zeitplan Ü5
    • Aufnahme Ü7
      • Eignung Ü7
      • Zeitplan Ü7
  • Unterrichtsfächer
  • Berufsorientierung
  • Schulleben
    • Arbeitsgemeinschaften
    • Schulprojekt: Sport in Luckenwalde
  • Die Friedrichsschule im Kaiserreich
  • Die Friedrichsschule im Ersten Weltkrieg
  • Die Friedrichsschule in der Weimarer Republik
  • Die Friedrichsschule im Nationalsozialismus

Die Friedrichsschule im Ersten Weltkrieg

Die Friedrichsschule im Ersten Weltkrieg – Bildung unter den Bedingungen des totalen Krieges

Kriegsbeginn und Mobilisierung von Schülern und Lehrkräften (1914–1915)

Als die Friedrichsschule in Luckenwalde im September 1913 ihr fünfzigjähriges Bestehen feierte, befand sich das Deutsche Kaiserreich in einer Phase äußerer Stabilität und Selbstgewissheit. Die Schulchronik verweist auf ein Gefühl der Unerschütterlichkeit – ein Eindruck, der bereits wenige Monate später durch den Ausbruch des Ersten Weltkriegs erschüttert werden sollte. Diese Zäsur markierte für die Schule eine tiefgreifende Transformation ihres Bildungsalltags. Der Erste Weltkrieg wirkte im gesamten Deutschen Reich als Katalysator für eine Militarisierung des Schulwesens: Schulen wurden nicht nur organisatorisch, sondern auch ideologisch in die Kriegsführung eingebunden.

Noch bevor die erste Reifeprüfung planmäßig 1915 stattfinden konnte, wurden die ältesten Schüler durch den Krieg aus dem Schulleben gerissen. Die sogenannten „Notreifeprüfungen“, die ihnen die sofortige Meldung als Freiwillige ermöglichten, verweisen auf eine enge Verflechtung von Schule und Militär. Diese Prüfungen fanden nicht nur 1914 statt, sondern zogen sich bis 1919 hin; selbst 1919 wurde noch einem Schüler eine sogenannte „Kriegsreife“ zuerkannt. Auch Schüler aus niedrigeren Klassenstufen (Unterprimaner und Obersekundaner) meldeten sich freiwillig, sobald ihnen eine Notreife zuerkannt wurde.

Zwei besonders eindrückliche Einzelfälle verdeutlichen die Stimmung dieser Zeit: Ein kaum fünfzehnjähriger Obersekundaner fuhr heimlich zur Meldestelle und wurde, weil er groß und kräftig war, als Freiwilliger angenommen. Erst die persönliche Intervention seiner Mutter führte zu seiner Rückstellung. Später legte er 1917 regulär die Reifeprüfung ab und zog erneut in den Krieg. Ebenso verließ ein junger Lehrer die Schule trotz ausdrücklicher Bitte des Direktors, zu bleiben, aus innerer Überzeugung ohne behördliche Genehmigung, um in den Kriegsdienst einzutreten. Solche individuellen Geschichten stehen exemplarisch für die Durchdringung der Gesellschaft mit nationalen Pflichtvorstellungen, die im wilhelminischen Bildungssystem fest verankert waren.

Lehrkräfte standen ebenfalls unter Druck, ihre pädagogische Aufgabe zugunsten des Kriegsdienstes zurückzustellen. In kurzer Zeit traten zahlreiche Lehrer in den Militärdienst ein. Die pädagogische Kontinuität konnte nur durch pensionierte Lehrkräfte, die sogar ohne Entgelt unterrichteten, durch Aushilfen und sogar Frauen als Vertretungen aufrechterhalten werden – ein für damalige Knabenschulen ungewöhnlicher Schritt, der den Ausnahmecharakter der Zeit deutlich macht. Zwischen 1915 und 1918 waren zeitweise bis zu drei Lehrerinnen gleichzeitig an der Friedrichsschule tätig. Der Einsatz weiblicher Lehrkräfte an höheren Knabenschulen während des Krieges war ein gesamtdeutsches Phänomen und ein Bruch mit traditionellen Geschlechterrollen im Bildungswesen – auch wenn er meist als zeitweilige Notmaßnahme verstanden wurde.

Unterrichtsalltag, organisatorische Anpassungen und materielle Not (1915–1918)

Die Leitung der Schule wechselte inmitten dieser unruhigen Zeit. Nach dem Weggang von Direktor Dr. Ernst Vogel, der der Schule seit 1905 neue Stabilität gegeben hatte, wurde sie bis zum April 1915 vom dienstältesten Oberlehrer kommissarisch geführt, bevor Dr. Wilhelm Anderson offiziell die Leitung übernahm. Sein Amtsantritt fiel in eine Phase, in der die Schule permanent auf die Abwesenheit von Lehrkräften, improvisierte Stundenpläne und organisatorische Herausforderungen reagieren musste. Die Situation entsprach der vieler deutscher Schulen, in denen der Schulleiter während des Krieges primär als Krisenmanager agierte, weniger als pädagogischer Gestalter.

Der Unterricht an der Friedrichsschule war in diesen Jahren stark fragmentiert. Neben dem häufigen Unterrichtsausfall durch kriegsbedingte Ereignisse, Siegesfeiern und Hilfseinsätze wurden Schüler zunehmend in Arbeits- und Unterstützungsdienste eingebunden. Sie halfen bei Volkszählungen, Kriegsanleihen, Erntearbeiten und sammelten Brennmaterial. 1918 wurden ganze Gruppen für Wochen zum Sammeln von Laubheu und Brennnesseln abgestellt. Diese Formen der Schülerarbeit waren Teil einer landesweiten Mobilisierung der Jugend im Sinne der „Heimatfront“, die Schulen als Ressource für den Krieg verstand.

Der Schulalltag verlagerte sich dadurch von der Wissensvermittlung hin zu Formen gesellschaftlicher Kriegsbeteiligung. Der Unterricht selbst wurde durch Mangel an Heizmaterial, Beleuchtung und Ernährung beeinträchtigt. 1917 fiel der Unterricht wegen Kohlenmangels über eine Woche komplett aus. Ab 1916 begann der Unterricht bereits um 6.15 Uhr morgens, um Brennstoff zu sparen, und 1918 musste die Schule aufgrund der Grippeepidemie zehn Tage lang schließen. Auch 1915 wurden die Sommerferien extra verlegt, um Schüler für die Ernte freizustellen. Hunger, Kälte und Schlafmangel beeinträchtigten die Leistungsfähigkeit der Schüler erheblich. Die Kombination von materieller Not und ideologischer Mobilisierung führte im gesamten Reich zu einer Verschiebung des Bildungsziels: von der Förderung individueller Lernfortschritte hin zur Aufrechterhaltung eines Minimums an Unterricht im Dienste der Kriegswirtschaft.

Die Schule versuchte organisatorisch gegenzusteuern: Klassen wurden zusammengelegt, Stundenzahlen gekürzt, und die beiden obersten Klassenstufen wurden bis Ostern 1920 gemeinsam unterrichtet. Doch diese Maßnahmen verdeutlichen weniger pädagogische Innovation als vielmehr das Bemühen, unter widrigsten Bedingungen einen Minimalbetrieb aufrechtzuerhalten.

Verlustbilanz und Erinnerungskultur

Eine Gedenktafel im Schulgebäude erinnerte an zwei gefallene Lehrer und 14 Schüler, wohl wissend, dass diese Liste unvollständig war und die tatsächliche Zahl der Gefallenen deutlich höher lag. Die Beschränkung auf die Schüler der oberen Klassenstufen macht deutlich, dass ein Großteil der Opfer nicht erfasst wurde. Gedenktafeln dieser Art waren ein fester Bestandteil der Nachkriegs- und Zwischenkriegszeit in deutschen Schulen; sie dienten der Heroisierung des Kriegsopfers und trugen zur Stabilisierung nationaler Deutungsmuster bei. Diese Praxis der schulischen Helden- und Opfergedächtnisse spiegelt die nationale Deutung des Krieges in der Zwischenkriegszeit wider, bei der Schulen als Träger kollektiver Erinnerung fungierten.

Die Jahre 1914 bis 1918 zeigen exemplarisch, wie sehr Schule in dieser Epoche Teil der nationalen Kriegsanstrengung wurde. Sie war nicht nur Bildungsinstitution, sondern soziales Mobilisierungsinstrument. Die kontinuierlichen Notreifeprüfungen, die Heranziehung auch Minderjähriger zu Kriegsdiensten, der Einsatz von Lehrkräften und Schülern im Hilfsdienst sowie die dauerhaften Einschränkungen des Unterrichts dokumentieren, wie stark militärische und politische Ziele die schulische Praxis bestimmten. Zugleich macht der Blick auf individuelle Fälle und organisatorische Improvisationen deutlich, dass die Friedrichsschule versuchte, ihren Bildungsauftrag unter diesen Bedingungen nicht völlig preiszugeben. In der bildungshistorischen Forschung gilt diese Phase als Beispiel für die „totalisierte Schule“, die in die Kriegslogik integriert wird und deren pädagogische Autonomie stark eingeschränkt ist.

„Schule im Ausnahmezustand – Die Friedrichsschule im Ersten Weltkrieg“

Die Jahre 1914 bis 1918 markieren für die Friedrichsschule eine Phase, in der der Bildungsauftrag vollständig unter den Bedingungen des Krieges stand. Wie in vielen höheren Schulen des Deutschen Reiches griff die Mobilisierung direkt in den Schulalltag ein: Notreifeprüfungen, vorzeitiger Abgang älterer Schüler in den Militärdienst und der Ausfall zahlreicher Lehrkräfte führten zu einer strukturellen und personellen Auszehrung. Der zeitweilige Einsatz von Lehrerinnen an einer Knabenschule stellte eine geschlechterrollenüberschreitende Notmaßnahme dar.

Unterrichtliche Kontinuität wurde nur notdürftig gewahrt – durch pensionierte Lehrkräfte, Aushilfen und eben jene Lehrerinnen. Neben planmäßigem Unterricht prägten kriegsbedingte Arbeitsdienste und Sammlungen den Schulalltag. Kriegsbedingte materielle Engpässe wie Kohlenmangel und Ernährungsknappheit verschärften die Lage zusätzlich und schränkten die pädagogische Arbeit erheblich ein.

Die Gedenkpraxis nach Kriegsende, insbesondere die Ehrung gefallener Lehrer und Schüler, folgte einem reichsweiten Muster der Heroisierung und verankerte den Opfergedanken im kollektiven Gedächtnis der Schule. Insgesamt steht die Friedrichsschule in dieser Epoche beispielhaft für den Funktionswandel von Schule im Krieg: von einer Bildungsinstitution zu einem Erfüllungsgehilfen staatlicher Mobilisierung, dessen pädagogische Autonomie zugunsten militärischer und politischer Zielsetzungen weitgehend suspendiert wurde.

Datenschutz
Impressum